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Kriegsgefangenenpost Afrika
Teil 1 : Südafrika
Autor : Herbert Robisch
Während der erste Weltkrieg fünf Wochen nach dem Tod des Thronfolgers in
Europa ausbrach, plante das zum britischen Commonwealth gehörende
Südafrika den Einmarsch in das nördliche Nachbarland, das damalige
Deutsch-Südwestafrika. Im September 1914 brachten sich die Truppen der
Südafrikanischen Union an der Grenze in Stellung.
Diese Entscheidung war sehr umstritten. Die Sympathie für die Deutschen unter
den in Südafrika lebenden Holländern war damals groß. Nur 12 Jahre
zuvor führten sie einen erbitterten Bürgerkrieg gegen die Kolonialmacht
Großbritannien. Letztendlich wurde die Deutschland freundlich gesonnene
Bevölkerung überstimmt und die vom Südafrikanischen General Jan Smuts
geführten Truppen marschierten in Deutsch-Südwestafrika ein.
Was folgte, war ein schnell wechselnder Schlagabtausch. Trotz eines ersten
Sieges der Deutschen und eines Gegenangriffs konnten die zahlenmäßig
deutlich überlegenen Truppen der Südafrikanischen Union die Garnisonen
des Gegners einkesseln. Bereits im Juli 1915 ergab sich Deutsch-Südwest.
Foto-Ansichtskarte aus dem Kriegsgefangenenlager in PIETERMARITZBURG
und zeigt deutsche und österr.-ungarische Kriegsgefangene, datiert 1914
Pietermaritzburg (im Volksmund auch Maritzburg) ist die Hauptstadt der
südafrikanischen Provinz KwaZulu- Natal.
Die multikulturell geprägte Stadt hat 937.594 Einwohner. Pietermaritzburg wurde
Anfang 1839 von Voortrekkern gegründet und nach Pieter Retief und Gerrit
Maritz benannt. Sie war Hauptstadt der Republik Natalia.
1843 besetzte Großbritannien das Gebiet, und Pietermaritzburg wurde
Hauptstadt der britischen Kolonie Natal.
Mahatma Gandhi wurde 1893 in der Nähe der Stadt aus dem nur für Weiße
bestimmten Abteil eines Zuges geworfen (er war in dieser Zeit in Südafrika als
Rechtsanwalt tätig), was ihn entscheidend prägte. Ihm zu Ehren wurde 1993
eine Statue vor dem Colonial Building errichtet.
Während des Ersten Weltkriegs befand sich in Fort Napier, Pietermaritzburg
ein Konzentrationslager für deutsche Gefangene aus den deutschen Kolonien
in Afrika. Ein großer Teil dieser Gefangenen stammte aus Lüderitzbucht in
Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia.
Einschreibeumschlag zu 4 Pence von Südafrika (Asch. Nr.1) aus dem Lager
FORT NAPIER bei PIETERMARITZBURG, 11.2.1916 nach GATALYA,
Komitat Temes (heute Rumänien), englische Zensuren, über Salisbury House
London nach Österreich, GZNB Wien
Kgf.-Vordruck aus dem Lager FORT NAPIER in PIETERMARITZBURG, Provinz
Natal, 17.11.1916, südafrikanische Zensur, nach Salzburg.
Deutsche und österr. Kriegsgefangene aus dem Lager FORT NAPIER.
Zwei Briefe eines internierten Studenten aus dem Lager STANDERTON,
Transvaal nach Braunau in Böhmen, südafrikanische Zensuren
und Verschlusszettel und deutsche Zensurstelle Emmerich
Und hier nun zum Anlassfall:
Brief des Kadetofficiersstellvertreter Victor Freiherr von Kraus aus
JOHANNESBURG mit einer Empfangsbestätigung an das
Landwehrulanenregiment Nr.2, dass er seine Widmungskarte und den
Bagage Koffer erhalten hat. Das Schreiben geht an seine Mutter in Graz.
Sein Vater war der General d. Kavallerie Viktor Freiherr von Kraus (1844 – 1923).
Augenscheinlich hat der Sohn Viktor v. Kraus seinen Dienst in der k.u.k. Armee
quittiert und sich in Südafrika niedergelassen.
Kriegsgefangen-Brief des Sohnes aus dem Kgf-Lager in DURBAN an seinen
Vater G.d.K. Victor Baron Kraus in Wien,
rückseitiger Ankunftsvermerk 20.1.1915.
Durban ist eine Großstadt am Indischen Ozean an der Ostküste Südafrikas.
Mit umliegenden Orten bildet sie die Metropolgemeinde eThekwini.
Mit über 3,4 Millionen Einwohnern nach der Volkszählung von 2011 ist eThekwini
die größte Stadt der Provinz KwaZulu-Natal und nach Johannesburg und Kapstadt die drittgrößte Stadt Südafrikas;
Durban selbst hatte 595.061 Einwohner.
Briefinhalt war eine gefaltete Doppelkarte aus der Lager-Druckerei mit
interessantem Text:
Durban, Officiers Prisoner of War Camp 2/XII. 914
Diese Zeichnung ist von einem der mitgefangenen deutschen Officier gemacht.
Hinter einer solchen Umzäunung sitzen wir jetzt schon 3 ½ Monate. 71 Herren
davon 5 Österreicher. An 3000 Mann davon ca. 800 österr. Mannschaften sind in
Pietermaritzburg …… untergebracht.
Aber auch über das weitere Schicksal des Viktor Baron v. Kraus
kann man berichten:
Auszug aus der Swakopmunder Zeitung vom Freitag, den 24. Dezember 1937
Swakopmund ist eine Stadtgemeinde im Westen von Namibia. Die Stadt hat
43.846 Einwohner und liegt in der Wüste Namib, direkt am Atlantik nahe der
Mündung des Flusses Swakop. Historische Bedeutung erlangte die Stadt
unter der deutschen Kolonialverwaltung als Teil der Kolonie Deutsch-
Südwestafrika und als wichtigster Hafen für Einwanderer aus Deutschland.
Im Jahr 1884 hisste die Besatzung des deutschen Kanonenbootes Wolf als
Zeichen der Besetzung des Landes die deutsche Flagge an der Mündung des
Swakop. Am 4. August 1892 markierte das deutsche Kanonenboot
SMS Hyäne mittels zweier Balken die mögliche Landestelle für Schiffe nördlich
der Mündung des Swakop und demonstrierte damit vor den Briten in Walvis Bay
den hoheitsrechtlichen Akt der Inbesitznahme dieses Küstenteils für den Bau
eines Hafens durch das Deutsche Reich.
Am 12. September 1892 gründete der damalige Reichskommissar und
Befehlshaber der Schutztruppe, Hauptmann Curt von François, den Ort und legte
damit den Grundstein zur Ansiedlung von militärischen und zivilen Einrichtungen.
1893 landeten hier erstmals, unter abenteuerlichen, weil lebensgefährlichen
Umständen, 225 Soldaten als Verstärkung für die Schutztruppe. Die Deutschen
begannen unter hohen Kosten einen künstlichen Hafen anzulegen, um von See
her den Nachschub für das Landesinnere heranschaffen zu können.
Am 23. und 24. September sowie am 30. Oktober 1914 wurde Swakopmund
durch britische Hilfskreuzer beschossen. Das Deutsche Schutzgebiet wurde mit
der Invasion südafrikanischer Truppen 1914 für zwei Jahre ein
Nebenkriegsschauplatz des Ersten Weltkrieges, 1919 ein Mandatsgebiet des
Völkerbundes und unter Verwaltung der Südafrikanischen Union gestellt.
Auch im damaligen Südwestafrika wurde nach 1948 die Apartheid eingeführt.
Die UNO entzog 1966 Südafrika das Mandat und 1990 wurde die
Unabhängigkeit der Republik Namibia erklärt.