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Kriegsgefangenenpost Afrika

Teil 2

Autor : Herbert Robisch

Algerien

Algerien, als mittleres der Maghrebländer, ist der Fläche nach größter Staat des

afrikanischen Kontinents (knapp vor der DR Kongo). Nach Einwohnern  liegt

Algerien mit gut 38 Millionen an achter Stelle. Es grenzt im Norden an das

Mittelmeer, im Westen an Mauretanien, Marokko und die von Marokko

beanspruchte  Westsahara, im Süden an Mali und Niger und im Osten an  Libyen

sowie Tunesien. Das Land ist nach seiner  Hauptstadt Algier (französisch Alger)

benannt. Weitere bedeutende Großstädte sind Oran, Constantine, Annaba  und

Batna. Algerien ist seit 1962 (Algerienkrieg 1954–1962) unabhängig und hat ein

semipräsidientielles Regierungssystem (Verfassung aus dem Jahre 1996).

Brief eines Zivilinternierten in SEBDOU, ORAN 31.7.1915,

französischer  Zusatzstempel

„DÉPOT DES INTERNÉS DE SEBDOU / LE COMMANDANT“,

nach INNSBRUCK

Ansichtskarte eines Zivilinternierten in LAMBESE 3.9.1915, ALGERIEN,

französischer  Zusatzstempel „Poste des internes / civils / Franc de Port.“,

nach Budapest,  Zensur des Textes durch die Zivilpost-Zensur in BUDAPEST.

Rot-Kreuz  Antwortkarte aus WIEN, 18.4.1916, Zensur GZNB, an einen

Zivilinternierten in  FORT L’EMPEREUR in BERROUAGHIA, Algerien,

französischer Lagerstempel
„CAMP DE CONCENTRATION DE BERROUAGHIA / INTERNÉS CIVILS DE GUERRE“

Feldpostbrief eines Angehörigen der „Kanonen Batterie Nr. 4 des k.u.k.

Gebirgsartillerieregiments Nr. 11“, b.h. FPA 61 v. 20.7.1915,

Zensur Rotes Kreuz Wien, an einen Zivilinternierten in

BERROUAGHIA, ALGERIEN, Eingangsvermerk 14.9.1915.
Das Seidenpapier des Briefkuverts wurde den Zensurvorschriften entsprechend entfernt.

Ansichtskarte aus dem Lager in SIDI-BEL-ABBÉS, 14.6.1916, über Vermittlung

des  Roten Kreuzes in Genf nach Györ, Ungarn.  Der Absender dürfte sich

freiwillig (?)  zur Musik des 1. Regiments der Fremdenlegion gemeldet haben.

SIDI-BEL-ABBÉS, 1843 gründeten die Franzosen nahe dem Dorf Sidi bel Abbès

einen militärischen  Außenposten und schufen innerhalb weniger Jahre

eine Stadt nach französischem Vorbild. Diese wurde zu einem Zentrum  der

Fremdenlegion und wuchs schnell. Von 1831 bis 1962 befand sich in der Stadt

das  Mutterhaus (frz. Maison mère) der Fremdenlegion mit dem

1. Fremdenregiment im Quartier Viénot. Als  nach dem über siebenjährigen

Algerienkrieg am 5. Juli 1962 die Unabhängigkeit Algeriens proklamiert  wurde,

verlor die Fremdenlegion ihren bis dahin wichtigsten und ältesten Stützpunkt.

Nach über 130 Jahren  musste sie ihre Kolonialbastion räumen.

Brief aus Budapest vom 26.3.1916 an einen Zivil-Internierten in LAMBESE,
rückseitig Ankunftsstempel vom 10.4.1916.

Lambaesis ist ein antiker römischer Ort im heutigen Algerien. Er war neben dem

nur etwa 20 Kilometer  entfernt liegenden Timgad die wichtigste römische Stadt

in Numidien. Lambaesis liegt bei dem modernen  Tazoult-Lambèse am Fuße des

Aurès-Gebirges im Nordwesten von Algerien, 10 Kilometer südlich von Batna
an der Straße von Batna nach Timgad. An der Stelle zweier kleinerer Lager

flavischer Zeit wurde hier das  große Legionslager der Legio III Augusta

angelegt und 129 n. Chr. fertiggestellt. Lambaesis war der  militärische Hauptort

der römischen Provinz Africa.

Unter Kaiser Septimius Severus wurde das Municipium Lambaesis Hauptstadt

der Provinz Numidia. Unter Philippus Arabs wurde die Stadt Colonia.

Ausgrabungen ergaben unter anderem ein Lager mit Prätorium,  Kasernen

und Amphitheater sowie eine Zivilstadt mit Kapitol, Tempeln und Theater.

MAROKKO

1843/44 kam es mit Frankreich zum Krieg, der mit einer Niederlage  der

marokkanischen Truppen endete. In  der Folge wurde Marokko zum Zankapfel

der miteinander konkurrierenden europäischen Mächte. Im  November 1912

wurde das Land im Protektoratsvertrag in die Protektorate Französisch-Marokko

und Spanisch-Marokko im Norden aufgeteilt; die Stadt Tanger erhielt  1923

als Tanger-Zone internationalen  Status. Formal blieb der Sultan Herrscher

Marokkos. Die volle Unabhängigkeit von Frankreich und Spanien  erlangte  das

Land 1956. Lediglich die Enklaven Ceuta,  Melilla und Sidi Ifni (bis 1969) blieben

in spanischem Besitz.

FP-Karte, als Kriegsgefangenpost bezeichnet, aufgegeben in Bad Königswart,

heute Lázně Kynžvart  in Tschechien, am 25.1.1916 nach SAFSAFAT  in

Marroko. Safsafat liegt im Nordosten des Landes, 300 km östlich  von der

Hauptstadt Rabat und  beherbergte ein Regiment der französischen

Fremdenlegion.
Die Absenderin schreibt an ihren Bruder, dass sie seit Kriegsbeginn nur eine

einzige Karte  erhalten hat. Weiters teilt sie mit, dass:

„ … der gute Alfred tot ist und Franz kriegsgefangen ….“

ERITREA

Eritrea ist ein Staat im nordöstlichen Afrika. Er grenzt im Nordwesten an Sudan,

im Süden an Äthiopien, im  Südosten an Dschibuti und im Nordosten an das

Rote Meer.
Bevor Eritrea 1890 eine italienische Kolonie unter dem neu geschaffenen Namen

Colonia Eritrea wurde,  herrschten verschiedene andere Mächte über das Land.

Während das christliche Hochland den  äthiopischen Kaisern unterstand,

herrschten in den Küstengegenden lokale Fürsten und die Türken.

Das  Gebiet war die osmanische Provinz Habesch mit der Hauptstadt Massawa.

Nach dem Überfall Italiens auf Äthiopien wurde Eritrea 1936 in das neu

gegründete Italienisch-Ostafrika eingegliedert. 1941 wurde die Zugehörigkeit

zu Italien durch alliierte Streitkräfte beendet. Das Gebiet  wurde unter die britische

Militärverwaltung gestellt und 1947 – nach der formellen Aufgabe Eritreas durch

Italien – britisches Mandatsgebiet. Nach dem Zweiten Weltkrieg entschieden sich

die Vereinten Nationen  für eine Föderation der Provinz Eritrea mit Äthiopien.

Nachdem der äthiopische Kaiser Haile Selassie die politischen Rechte der

eritreischen Bevölkerung von1952 bis 1961 systematisch ausgehöhlt  hatte,

griffen eritreische Separatisten zu den Waffen. Der  Unabhängigkeitskrieg

endete nach dreißig Jahren 1991 mit dem Sieg der Eritreischen

Volksbefreiungsfront EPLF. Die Unabhängigkeit  Eritreas  wurde nach einer

durch die UN überwachten Volksabstimmung am 24. Mai 1993 erklärt,

bei der 99.83% der Teilnehmer für die Unabhängigkeit stimmten.

Ansichtskarte von einem österr.-ungar. Internierten in GHINDA

(20 km von Asmara entfernt) vom 22.6.1915, italienische Zensuren

und Zensur Rotes Kreuz Wien, nach Fiume, Ungarn

Italienische Feldpostkarte von einem italienischen Soldaten aus ASMARA,

26.2.1918  an einen italienischen Kriegsgefangenen in Österreich,

ital. Zensur und Zensur GZNB Wien.

Diese Karte gehört thematisch zwar nicht zu dieser Serie (weil kriegsgefangen in

Österreich-Ungarn), aber  von der Lokalität her wollte ich sie hier zeigen.

Leider war es mir bisher nicht möglich das Lager oder den  Aufenthaltsort des

italienischen Kriegsgefangenen zu eruieren.

MOSAMBIK

Mosambik ist ein Staat in Südostafrika. Die Hauptstadt ist Maputo. Die Stadt

Maputo liegt an der Delagoa-Bucht am Indischen Ozean und hat nach

offiziellen Angaben 989.386 Einwohner.

Im Jahre 1544 besetzten Portugiesen die Delagoa-Bucht (Delagoa Bai), auf die

sie Anspruch erhoben und sie  erkundeten. Allerdings erfolgte keine

dauerhafte Inbesitznahme, so dass es zu keiner Besiedlung oder  Befestigung

kam.

1721 gründeten die Niederländer mit Fort Lydsaamheid eine Niederlassung

an der  Delagoa-Bucht am Ort des heutigen Maputo.

1730 gaben die Niederländer ihre Siedlung aber wieder auf.
1777 wurde die Delagoa-Bucht zu einer österreichischen Kolonie.
Zwischen 1778 und 1781 kam es wieder zu einer europäischen Ansiedlung, als

ein Engländer in  österreichischen Diensten eine Faktorei gründete.

1781 gründeten die Portugiesen eine Handelsstation und
1787 begann der Bau der Festung, die 1796 durch französische Truppen weitgehend zerstört wurde.

1869  wurde ein Grenzvertrag mit dem Burenstaat Transvaal geschlossen.

Die Delagoa-Bucht wurde der  portugiesischen Kolonie Mosambik zugeschlagen.

Kriegsgefangenen-Vordruck aus dem Lager LOURENCO MARQUES

von einem österreichischen  Internierten im Camp I., 15.10.1916,

über Vermittlung des Internationalen Roten Kreuzes in Genf
nach Wien, OT Genf  vom 16.3.1917, Lager- und Rot-Kreuz-Stempel

von Lourenco Marques, portugiesische Zensuren und Zensur GZNB Wien

Im Jahre 1875 wurde LOURENÇO MARQUES als neue Stadt in der

Delagoa-Bucht gegründet. Die Stadt trägt  den Namen eines portugiesischen

Händlers, der die Region 1544 als erster Vertreter der späteren

Kolonialmacht Portugal erforscht hatte.

Nach der Unabhängigkeit Mosambiks von Portugal im Jahre 1975  wurde die

Stadt zuerst in CAM PHUMO und dann am 3. Februar 1976 in  MAPUTO

umbenannt.

DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO

ex ZAIRE, ex BELGISCH-KONGO

Das Gebiet des heutigen Staates kam 1885 unter belgische Kolonialherrschaft.

Die Herrschaft des  belgischen Königs Leopold II. gilt als eines der

grausamsten Kolonialregime. Nach der Unabhängigkeit 1960  wurde das Land

nach mehrjährigen innenpolitischen Konflikten 32 Jahre lang von

Mobutu Sese Seko  diktatorisch regiert. 1997 wurde Mobutu von dem

Rebellenchef Laurent-Désiré Kabila gestürzt. Auf den  Machtwechsel folgte ein

weiterer Bürgerkrieg, der aufgrund der Verwicklung zahlreicher afrikanischer

Staaten als Afrikanischer Weltkrieg bekannt wurde.

2002 wurde ein Friedensabkommen unterzeichnet, im  Osten des Landes

finden aber bis heute weiterhin Kämpfe statt.

Erstmals seit 1965 fanden 2006 freie  Wahlen statt.

Postkarte aus BELGISCH-KONGO zu 5 Centimes (#61), aufgebraucht im Lager

LA PALLICE, Département  CHARENTE-INFERIORE, 23.3.1917,

französische Zensur DEPOT PRISONNIERS TRAVAILLEURS DE LA PALLICE /LE CHEF DU COMMANDANT und DEPOT DE PRISONNIERS DE GUERRE /

INTERPRETES / J.B., nach Steyr,  Oberösterreich, Zensur GZNB Wien.

„Im Oktober 1916 hat die Verwaltung von Belgisch-Kongo beschlossen alle

Kriegsgefangenen und  Internierten aus Deutsch-Ostafrika nach Frankreich

in französische Lager zu bringen, die Transporte gingen  quer durch Afrika

und dauerten von Oktober bis Dezember 1916“