Artikel
Kriegsgefangenenpost Afrika
Teil 3 a
Autor : Herbert Robisch
Ägypten
Nach der Gefangennahme oder Übergabe der deutschen und österreich-
ungarischen Gefangenen aus Deutsch-Ostafrika an britische Truppen wurden
sie zuerst in Sammellagern an der ostafrikanischen Küste untergebracht, ehe sie
auf dem Seeweg entweder nach Ägypten oder nach Indien gebracht wurden.
In Suez wurden die Transporte entladen und per Eisenbahn ging es dann
in die Lager.
1. LAGER SIDI BISHR
Ende 1914 wurde in Sidi Bishr, am Rande des Nildeltas und der lybischen Wüste,
an der Mittelmeerküste ein Lager eingerichtet, in dem gefangene
Schiffsbesatzungen und Zivilisten der Mittelmächte festgehalten (interniert)
wurden. 500 Meter im Quadrat, gelber Wüstensand mit einigen Dattelpalmen,
einige Asbest-Baracken sowie mehrere große Mannschaftszelte, mit hohem
mehrfachen Stacheldraht umgeben, stellten das Lager dar. In jeder der vier
Ecken war ein Turm, von denen aus die englischen Wachtruppen das Lagerübersehen konnten.
Bereits in der ersten Jahreshälfte 1916 war das Lager sehr stark belegt und
wurde erweitert. Das Lagerleben war ein sehr reges. Es wurden Turn- und
Sportvereine gegründet. Jeden Tag wurden Vorträge gehalten. Unterrichtskurse,
in denen die verschiedensten Sprachen (englisch, französisch, italienisch,
spanisch, arabisch, suaheli usw.) unterrichtet wurden. Ein Lagerorchester
existierte ebenso wie ein Gesangsverein und eine Theatertruppe.
Im Juli 1918 befanden sich im Lager 200 Gefangene, darunter zahlreiche
Offiziere und einige Missionare.
Der Postverkehr funktionierte recht gut. Die erlaubte Korrespondenz betrug
monatlich zwei Briefe und vier Karten.
Nach Kriegsende wurde die Anzahl der Postsendungen erhöht. Es war auch
möglich, Geldsendungen über das Internationale Rote Kreuz zu empfangen.
Dies war für viele Gefangene eine dringende Notwendigkeit, da sie in Afrika
alles verloren hatten und meist nur das trugen, was sie besaßen, als sie im
Busch in Gefangenschaft kamen.Bei der vorliegenden Post kann festgestellt werden, dass mehrere verschiedene
Vordruckkarten des Lagers vorkommen. Außerdem gibt es die üblichen britischen
Vordruckbriefe in mehreren Druckvarianten. Die Post trägt im Regelfall
Absenderstempel des Lagers, sowie zusätzliche Zensurstempel in verschiedenen
Stempelformen. Seltener trägt die Post Stempel der britischen Militär-Feldpost.
Vordruckkarte des Lagers SIDI BISHR,
britisches Feldpostamt SZ 28 (Suez) v. 6.9.1919
Vordruckkarte des Lagers SIDI BISHR,
britisches Feldpostamt SZ 28 (Suez) v. 10.9.1919 nach Vorarlberg.
Der Absender war vorher vermutlich in Deutsch-Ost-Afrika, denn im Text
schreibt er, dass er angeben musste, nach welchem Hafen er gebracht werden
wollte. Weiters schreibt er, dass er auf (Gut) Buschhof nie
verzichten werde ……
Weiterer Vordruck aus dem Lager SIDI BISHR,
9.3.1919 nach Neustadt in Böhmen.
Lagerstempel und italienische Zensur,
privater Ankunftsstempel vom 12.5.1919
Ausnahmsweise eine Karte eines deutschen Kgf. Auf einer weiteren
Vordruckvariante des Lagers SIDI BISHR, 12.6.1918 .
AK aus dem Lager SIDI BISHR, indisches F.P.O. No.116 v. 21.12.19,
ALEXANDRIA v. 22.12.1919, nach Hotzenplotz / Österreich-Schlesien,
Text: „… fahren morgen von hier nach Venedig.“
3 Fotokarten eines Herrn Pavanello, seines Zeichens Schneider,
die erste Karte aus 1917, die beiden anderen aus 1918/19 ,
jeweils mit Nachkriegszensur aus Triest.
Im Jahre 1918/19 dürfte ein Gefangener namens KOFLER die Möglichkeit
erhalten haben, mit einem Fotoapparat zahlreiche Fotos zu machen.
So gibt es etliche Fotokarten mit Bildnissen der Insassen in die Heimat.Durch glückliche Fügung („philatelistisches Trüffelschwein“) kam ich in den Besitz
zahlreicher Fotografien das Lagerleben und seine Insassen betreffend:
Zwei Fotokarten vom Grundriss und der Umgebung des Lagers
SIDI BISHR bei ALEXANDRIA.
Ansichten der diversen Lagerinsassen (sehr aufwendige Gestaltung!)
Fotokarte mit diversen Lagerinsassen und Details der Randverzierung.
Die nachfolgende Fotokarte des C-Camps im Lager SIDI BISHR aus 1917
ist eine besonders aufwendig gestaltete Karte. Leider noch nicht in Farbe.
Bilder aus dem Lagerleben:
Der Gefangene KOFLER fotografierte Stimmungsbilder,
Sportplätze, Kegelbahn, Kiosk, Essensausgabe …